Donnerstag, 25. August 2011

25.9.2011

Am 25.9.2011 findet die letzte Corrida de Toros in der Plaza de Toros Monumental von Barcelona statt.
Über die Gründe, die hierzu geführt haben, werde ich mich bei Gelegenheit noch auslassen.

Juan Mora (der sich diese Positionierung letzten Oktober mit 3 Orejas in Las Ventas wahrlich "erkämpft" hat), José Tomás (JT) und Serafín Marín (einziger katalanischer Matador), werden die letzten Matadores sein, die in der Monumetal auftreten.

Eintrittskarten gibt es laut Gerüchten ab kommenden Montag. Die werden sicher innerhalb von Minuten ausverkauft sein. Man muß davon ausgehen, daß ca. die Hälfte der 21.000 Sitzpläze in dunklen Kanälen verschwinden wird. Momentan deutet einiges darauf hin, daß solch ein "dunkler Kanal" direkt nach Nürnberg/St.Johannis, also San Juan führen wird.
Wie dem auch sei, ich werde auf jeden Fall am Montag morgen versuchen, online Tickets zu bekommen.

Ich freue mich sehr auf die beiden Corridas (am Samstag: Morante, El Juli und Manzanares - besser geht´s nicht!), gleichzeitig graut es mir schon davor.
Was wird das für ein Gefühl sein am 25.9 um ca. 21.20? Die letzte Corrida in Barcelona ist zuende. Normalerweise verlassen viele Zuschauer die Plaza sehr zügig. Manche, ich nenne sie "incultos", die "Ungehobelten" schon während des letzten Stieres, wenn die Faena keine Höhenflüge verspricht.
Ich vergleiche hingegen diejenigen, die auf ihrem Platz verharren, bis der letzte Matador samt Cuadrilla den Ruedo verlassen hat, mit den Menschen, die sich bei jeden Film den kompletten Abspann anschauen.
Ich bin irgendwo in der Mitte. Je nach Corrida, gehe ich gleich nach dem Tod des letzten Stiers, oder ich beklatsche noch den besten Matador des Nachmittags bei seinem Abgang.

Wie verlässt man aber eine Plaza der Toros, die man wie kaum eine andere liebt, wenn man weiß, daß man nie wieder dorthin zurückkehren kann? Wann ist der Moment gekommen? Ich weiß jetzt schon, daß ich am 25.9. weinen werde. Ich denke, daß ich, wie viele andere auch, in den Ruedo gehe und etws Sand zur Erinnerung mitnehme.
In der Plaza de Toros Monumental sah ich (als 7-jähriger ) meine erste spanische Corrida de Toros.
August 1982, Toros de Atanasio Fernández für "Paquirri", Ruiz Miguel und Luis Francisco Esplá.


Sonntag, 21. August 2011

I want more!

Vor zwei Monaten lernte ich in Madrid einen jungen deutschen Studenten kennen, der seit Frühling 2011 regelmäßig in "Las Ventas", der madrider Arena, Corridas besuchte. In einer Mail schrieb er mir kürzlich, daß wenn er heute, zurück in Frankfurt, an eine Corrida denkt, immer einen perfekten Auftritt seines Lieblingsmatadors vor sich sieht. Und das obwohl, von den etwa 30 Corridas (!), die er dieses Jahr gesehen hatte nur ca. 3 glanzvolle Nachmittage dabei waren.
Das ist das Verhängnis. Eine perfekte Faena lässt einen sofort die 20 Vorhergehenden vergessen.
Mir geht es genauso. Selbst wenn ich in die Zukunft schauen könnte, wenn ich wüsste, daß eine Corrida, eine ganze Feria ohne Triumph, ohne Glanz, schlicht, eine völliges Desaster sein würde: Ich will dort sein.
Ich will hin. Niemals habe ich es bereut, "dort" gewesen zu sein.
Eine Corrida mit drittrangigen Matadores in einem Dorf, eine Novillada sin Picadores? Ich will hin.
I want more!

Samstag, 20. August 2011

Albufeira

Albufeira ist ein Touristenort an der Algarve. Im September 1979 sah ich hier, mit knapp 4 Jahren meine erste Corrida de Toros (auf portugiesisch "Tourada" oder "Corrida de Toiros"). Es war eine reine Touristenveranstaltung. Mein Vater hielt es offenbar für eine gute Idee, mich damals zu der um 22.00 Uhr beginnenden Corrida Nocturna mitzunehmen.
Pick-up am Hotel "Balaia" im Touristenbus und dann zur Plaza. Es handelte sich um eine Plaza portátil - also eine nicht fest installierte Arena - etwa so wie ein Zirkus. Für die Sommersaison aufgebaut.
Von Beginn an war alles aufregend. So spät und ich durfte wach bleiben! Neben der Plaza de toros befand sich eine Disko namens "Ruina". Wir standen auf dem Parkplatz und es schallte ohrenbetäubende Musik herüber, die mir Angst machte. Ein rhythmisches Donnern. Heute bin ich sicher, daß es sich um Queen: "We will rock you" handelte.
Die Arena war von Flutlicht hell erleuchtet und randvoll. Ich schätze, sie verfügte über ca. 15 Sitzreihen.
Was dann folgte, hat für alle Zeiten (meines Daseins) mein Leben verändert:
Flutlicht, Pferde, glitzernde Anzüge, wilde Stiere, Applaus und Musik. (Wenn ich mich recht erinnere, kam diese sogar vom Band...?).
Was gebe ich dafür, diese Corrida noch einmal sehen zu können!
Dieser sicherlich eher armselige Abklatsch für sonnenverbrannte, teils angetrunkene Touristen, machte mich an jenem Abend zum Aficionado.
Ich habe ganze Blöcke mit Stierkampfbildern vollgezeichnet, bekam von meinem Vater im Alter von 5 Jahren eine Doppel-LP der Oper "Carmen" geschenkt, die bei uns zuhause rauf- und runterlief, nur weil ich wusste, daß das alles irgendwie mit Stierkampf zu tun hat. Ich liebte in diesem Alter Picassos "Tauromaquia". Als hätten sie es meine Eltern geahnt, hing bei uns im Wohnzimmer seit 1971 ein Tuschebild mit Picador und Stier aus dieser Serie.
Seitdem habe ich etwa 170 Corridas - ich zähle hierbei Novilladas und einige wenige Rejoneos mit - gesehen und ich habe noch lange nicht genug. I want more!
Vor ca. 12 Jahren lernte ich in Málaga, den londoner Taxifahrer Lenny Friedman, einen der besten Aficionados, die ich je getroffen habe kennen. Lenny war damals Anfang 60 und verbringt seit 40 Jahren mindestens 3 Monate in Spanien bei den Corridas. Ich fragte ihn, ob er im Herbst nicht auch irgendwie erleichtert sei, daß der Marathon ein Ende hat. Er erwiederte verständnislos: "No, I can´t wait for the next season!"
Mir geht es ganz ähnlich. Alllerdings schläft meine Afición im Winter etwas ein. Ich verfolge das Geschehen in Lateinamerika mit, denke aber, daß ich auch problemlos "ohne" auskommen kann. Doch sobald das Stierkampfjahr losgeht, die ersten Cartels von Castellón, Valencia und Sevilla stehen, packt es mich und ich kann es kaum erwarten.



CORRIDA!

Das hat ja gerade noch gefehlt: ein Stierkampf-Blog in deutscher Sprache!
Bald geht es hier los und zur Sache. Der Blog soll vor allem mir selbst dienen...! Denn mit solch einem Hobby hier in Deutschland, kann man sich nicht so einfach mit Geichgesinnten austauschen. So beginnt hier also ein ganz subjektiver Monolog - über meine eigene Afición, wie sie entstand und wie ich sie pflege. Meine Betrachtungen des aktuellen Geschehens usw.
Natürlich ist jeder herzlich eingeladen, in einen Dialog zu treten - Jeder? Na das werden wir ja noch sehen.

Bis bald.
Adrian Neville